Den eigenen Körper spenden
In der Medizin zählt die Anatomie zu den ältesten naturwissenschaftlichen Disziplinen. Bereits im 3. Jhd. vor Christus gab es erste belegte wissenschaftliche Sektionen des menschlichen Körpers. Auch Leonardo da Vinci und Michelangelo untersuchten Leichname, mit dem Ziel, wertvolle Erkenntnisse für ihre Gemälde und Zeichnungen zu gewinnen.
Als Begründer der modernen Anatomie gilt der flämische Anatom und Chirurg Andreas Vesalius. Er ersetzte Autoritätsglaube durch Empirie, machte das Sezieren von Leichen gesellschaftsfähig und hinterließ mit seinem monumentalen Werk »De humani corporis fabrica libri septem« (»Sieben Bücher über den Aufbau des menschlichen Körpers«) das erste Lehrbuch der menschlichen Anatomie, welches ein Meilenstein der Buchkunst ist.
Von ÄrztInnen wünscht man sich, dass sie Leben retten. Eine wesentliche Grundlage hierfür bilden fundierte Kenntnisse über die Anatomie des menschlichen Körpers. Diese erlangen unsere Studierenden der Medizin, indem sie Leichname sezieren.
Was passiert mit den gespendeten Körpern?
Viele kennen den Begriff Organspende – die Bereitschaft, nach dem Tod die eigenen Organe zu spenden –, doch nur Wenige wissen, was eine Körperspende ist. Bei einer Körperspende entscheiden die SpenderInnen zu Lebzeiten, dass sie ihren Körper nach dem Tod für wissenschaftlich-medizinische Zwecke zur Verfügung stellen. Diese Körperspenden sind für MedizinerInnen überaus wichtig.
- In einem aufwendigen Verfahren wird der Leichnam konserviert
- Im Laufe eines Studiensemesters untersuchen und sezieren unsere MedizinstudentInnen diesen
- Im Anschluss wird der Leichnam eingeäschert, da die natürliche Verwesung durch die Konservierung verhindert wird
- Zwischen dem Tod und der Bestattung liegt ein Zeitraum von ca. eineinhalb bis zwei Jahren
Warum sollte ich mich für eine Körperspende entscheiden?
Vielleicht haben Sie selbst bereits einmal medizinische Hilfe in Anspruch genommen und möchten über ihren Tod hinaus MedizinstudentInnen in ihrer Ausbildung unterstützen. Neben der theoretischen Ausbildung ist vor allen Dingen das Praktizieren unter fachlicher Aufsicht für angehende ÄrztInnen äußerst wichtig.
- Für ÄrztInnen sind zuverlässige Kenntnisse im Bereich Anatomie unerlässlich
- Dabei ist das praktische Arbeiten der wichtigste Teil einer gründlichen und anschaulichen anatomischen Ausbildung
- Hierfür ist das Anatomische Institut der Universität Bonn auf Körperspenden angewiesen
- Durch Ihre Spende ermöglichen Sie eine wertvolle Form der ärztlichen Ausbildung und unterstützen somit die Wissenschaft
Möchten Sie Ihren Körper spenden, beantragen Sie bitte eine Letztwillige Verfügung per E-Mail bei Frau Mukilakoy.
Sie sind Angehörige oder Angehöriger
Sie haben einen geliebten Menschen verloren. Zu Ihrer Trauer über diesen Verlust stellen sich Ihnen bestimmt viele Fragen zum Ablauf der Körperspende und vielleicht sogar über die Beweggründe Ihrer Angehörigen oder Ihres Angehörigen.
Uns ist es wichtig, unsere verstorbenen KörperspenderInnen würdig und respektvoll zu verabschieden.
Hierzu begleiten die Studierenden gemeinsam mit Ihnen Ihren geliebten Menschen zu seiner letzten Ruhestätte. Zu Beginn der Trauerfeier entzünden wir eine Kerze und Teelichter für die verstorbenen SpenderInnen. Danach findet ein ökumenischer Gottesdienst statt, bei dem unsere Studierenden die Fürbitten vorlesen, bevor wir gemeinsam die Grabstätte aufsuchen. Den Gottesdienst hält unser Diakon Herr Kader gemeinsam mit einem evangelischen Pfarrer ab.
Wir möchten Sie ermutigen, für Ihre noch offenen Fragen unsere Klinikseelsorge zu kontaktieren.
Ein offener Brief an alle Angehörigen
Bonn, im März 2022
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie haben vor einigen Jahren einen lieben Menschen verloren, der sich zu Lebzeiten als Körperspender oder Körperspenderin für das Anatomische Institut der Universität Bonn zur Verfügung gestellt hat. So wurde die Ausbildung der Medizinstudierenden in sehr wertvoller und maßgeblicher Weise unterstützt.
Für Sie hatte es jedoch zur Konsequenz, dass Sie Ihre lieben Angehörigen oder Freunde nicht zeitnah beerdigen und Abschied nehmen konnten. Möglicherweise hat damit auch Ihre Trauer noch keinen Schlusspunkt gefunden oder ist zumindest unterbrochen worden.
Vielleicht haben Sie deshalb im Zusammenhang mit der Einladung zum Verabschiedungsgottesdienst auf dem Nordfriedhof noch den Wunsch zu einem Gespräch, wo Sie Ihre Trauer oder nach so langer Zeit wiedergekehrte Trauer ins Wort bringen können. Daher mache ich Ihnen gerne das Angebot zum persönlichen Gespräch in Präsenz oder auch telefonisch. Wir müssen nur einen Termin vereinbaren.
+49 151 58 233 499
oder: Wolfgang.kader@ukbonn.de
Uns ist es wichtig, Ihnen damit ein Zeichen der Verbundenheit und Anteilnahme zu geben.
Die katholische und evangelische Tradition weiß um die Bedeutung der Trauer. In dieser Tradition gestalten wir gemeinsam mit den Studierenden der Medizin am Anatomischen Institut den Gottesdienst, damit Ihre Angehörigen und Freunde eine würdige Bestattung erhalten und wir Sie auf dem Weg zur letzten Ruhestätte begleiten können.
In herzlicher Anteilnahme und Verbundenheit verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Diakon Wolfgang Kader
Universitätsklinikum Bonn
Haus der Klinikseelsorge
Venusberg-Campus 1
53127 Bonn
Katholische Klinikseelsorge
Telefon und Anrufbeantworter
Tel.: +49 228 287 15121
Evangelische Klinikseelsorge
Telefon und Anrufbeantworter
Tel.: +49 228 287 15094
E-Mail: klinikseelsorge@ukbonn.de
In dringenden Fällen ist die Klinikseelsorge täglich von 8 bis 20 Uhr über die Telefonzentrale (intern: 11000 / extern +49 228 287 0) erreichbar.
Für Körperspenderinnen und Körperspender
Sie möchten erfahren, wie Sie Ihren Körper für wichtige medizinische Studien spenden können, dann klicken Sie hier:
FAQs
Über eine Letztwillige Verfügung kann der eigene Körper nach dem Tod dem Anatomischen Institut der Universität Bonn zur Verfügung gestellt werden. Eine Zustimmung darf dabei nur für den eigenen Körper ausgesprochen werden.
Eine Letztwillige Verfügung ist eine Art Testament. Durch diese stellen Sie Ihren Körper nach dem Tod dem Anatomischen Institut der Universität Bonn zur Verfügung.
Ja, ein Widerruf ist jederzeit möglich. Er muss lediglich schriftlich erfolgen.
Nein, für eine Körperspende erfolgt keine finanzielle Gegenleistung. Die Spende erfolgt aus rein idealistischen Motiven.
Sowohl die Überführungskosten als auch die Kosten für die Urnenbestattung werden von der Universität Bonn übernommen. Ihren Angehörigen entstehen keine Kosten.
Nach Abschluss der Studien wird der Leichnam eingeäschert und auf einem eigens reservierten Gräberfeld der Universität auf dem Bonner Nordfriedhof bestattet. Die Bestattung kann entweder anonym oder im Rahmen einer konfessionellen Feier erfolgen.
Die Kosten für die Grabpflege werden von der Universität Bonn getragen.
Ja, Sie dürfen auch als OrganspenderIn einer Körperspende zustimmen. Sollte eine Organspende durchführbar sein, hat diese Vorrang – die vereinbarte Körperspende entfällt dadurch.
Möchten Sie einer Körperspende für das Anatomische Institut der Universität Bonn zustimmen, sollten Sie in einem Umkreis von 60 km wohnen. Die Grenzen für das Einzugsgebiet im Norden bilden Brühl/Wesseling, im Süden ist es Koblenz. Außerdem gibt es zurzeit eine Altersbeschränkung, Sie sollten Jahrgang 1948 oder älter sein.
Bestimmte Vorerkrankungen schließen eine Körperspende aus. Eine vollständige Auflistung dieser Erkrankungen finden Sie auf der Letztwilligen Verfügung.
Weitere Informationen zur Vereinbarung bzw. Durchführung einer Körperspende entnehmen Sie unserem Merkblatt, das Sie auf dieser Seite herunterladen können. Das Merkblatt sowie die Letztwillige Verfügung können Sie außerdem jederzeit im Anatomischen Institut der Universität Bonn anfordern.
Falls wir nicht alle Ihre Fragen beantworten konnten, wenden Sie sich gerne an unser Sekretariat.
Heike Mukilakoy
Tel. 0228 / 73-2647
Fax: +49 228 73992647
Im Todesfall kontaktieren die Angehörigen oder die Hausärztin bzw. der Hausarzt schnellstmöglich unseren Bestatter.
Bestattungen Gierse
Euskirchener Str. 67
53121 Bonn-Endenich
Tel. 0228 9799111
24 Stunden erreichbar
Beitrag »Der Forschung zur Verfügung stellen«
Die Reihe »5 Dinge, die Sie tun können, wenn Sie tot sind« lief von August bis Oktober 2018 im WDR Fernsehen, in der Sendung »Lokalzeit aus Bonn«.
In Folge 4 setzt sich Journalistin Madelaine Meier mit dem Thema Körperspende auseinander. Sie besucht einen Präparierkurs unseres Instituts und hinterfragt, was Menschen dazu bringt, ihren Körper der Forschung und Lehre zu spenden.
5 Dinge, die Sie tun können, wenn Sie tot sind, Folge 4: "Der Forschung zur Verfügung stellen"
Bild © _Madelaine_ / YouTube