Ist der Darm Ausgangspunkt für MS?
Seit einiger Zeit wird die Theorie erforscht, dass neurodegenerative Erkrankungen wie beispielsweise Morbus Parkinson im enterischen Nervensystem entstehen. Das enterische Nervensystem ist komplexes Geflecht von Nervenzellen im Magen-Darm-Trakt. Nach dieser Theorie beginnen bestimmte Erkrankungen zunächst im Darm und nutzen in Folge die sogenannte Darm-Hirn-Achse (Gut-Brain-Axis), um sich erst viele Jahre später im zentralen Nervensystem zu manifestieren und dort zu einer typischen Symptomatik zu führen.
Wir erforschen diese Theorie speziell für die MS mit mehreren Ansätzen
Zunächst möchten wir zeigen, dass das Nervensystem im Darm bei der Multiplen Sklerose betroffen ist. Bei Mäusen kann man das bereits gut sehen, doch wie lassen sich diese Ergebnisse aus dem Mausmodell auf den Menschen übertragen? Erste Hinweise fanden wir in Darmschnitten, die nach Operationen von MS-Patienten entnommen wurden.
Zwischenfazit unserer Forschung: Es gibt Hinweise, dass der Darm Ausgangspunkt einer MS sein kann und sich die Erkrankung erst deutlich später im Gehirn manifestiert.
Weitere systematische Forschungen mit Patienten sind notwendig, um diese Hinweise zu bestätigen.
Ein weiterer Ansatz besteht darin, dass wir untersuchen, welche Rolle Nahrungsbestandteile bei der Multipler Sklerose spielen. Letztlich wollen wir erforschen, wie man mit Ernährung oder einer Ernährungsumstellung Autoimmunerkrankungen wie MS bessern kann.
Wir wissen, dass Menschen mit Multipler Sklerose nach dem Konsum von Milchprodukten oft über stärkere Krankheitssymptome klagen. Unsere Studie an Mäusen hat kürzlich herausgefunden, dass ein Protein der Kuhmilch Entzündungen auslösen kann, die sich gegen die »Isolierschicht« um die Nervenzellen richten. Ebenso hat unsere Studie Hinweise auf einen ähnlichen Mechanismus in Menschen ergeben. Davon sind MS-Kranke betroffen, die gegen Kuhmilch-Casein allergisch sind.