Forschungsgebiet
Prof. Dr. med. Stefanie Kürten

Wie und warum wirkt Nimodipin?

Geht eine schubförmig remittierende Multiple Sklerose im weiteren Krankheitsverlauf in eine sekundär progrediente MS über, die durch eine langsame Zunahme neurologischer Dysfunktionen gekennzeichnet ist, oder liegt eine primär progrediente MS vor, sind die therapeutischen Möglichkeiten bisher limitiert.
Für diese Phase der MS erforschen wir die Wirksamkeit des Medikaments Nimodipin.

Wirkung im Tiermodell 

Das Medikament zeigte bisher im Tiermodell eine sehr gute Wirkung: mit Nimodipin behandelte Mäuse zeigen eine klinische Verbesserung ihrer Symptomatik und es ist eine Regeneration im zentralen Nervensystem feststellbar. Nächstes Projektziel ist nun herauszufinden, wie wir genau die Wirkung des Medikaments erklären können. Die Hoffnung: Wenn wir herausfinden, warum Nimodipin wirkt, könnte sich daraus die Möglichkeit ergeben, bessere Medikamente für eine progrediente MS zu entwickeln.

Vergangene, aktuelle und zukünftige Projekte mit Nimodipin

(A) Mit Nimodipin behandelte Mikrogliazellen weisen mitochondriale Veränderungen auf. Elektronenmikroskopische Aufnahmen zeigen eine mitochondriale Pathologie in der Mikrogliazelllinie N9 bereits drei Stunden nach Behandlung mit Nimodipin. Der Maßstabbalken zeigt 5 µM an. (B) Im Gegensatz zu unbehandelten Zellen führt eine Behandlung mit Nimodipin zu einer erhöhten Anzahl an Oligodendrozyten in einem In Vitro-Kultursystem der Myelinisierung. Der Marker SMI31 markiert in den beiden Bildern die Axone (rot), wohingegen ein Antikörper gegen das Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein (MOG) zur Markierung von Myelin verwendet wurde (grün). (C) Mögliche Effekte von Nimodipin auf Oligodendrozyten: Nimodipin wirkt sich potenziell remyelinisierend auf Oligodendrozyten aus, wobei dieser Effekt vermutlich nicht über die kanonischen Interaktionspartner von Nimodipin, die spannungsabhängigen Calciumkanäle geschieht. Unsere Daten weisen neben einer gesteigerten Expression von Myelinproteinen auf eine Veränderung der miRNA-Expression, eine Modulation mitochondrialer Aktivität und eine Reduktion von Zellstress unter Behandlung mit Nimodipin hin. Zukünftig wollen wir v. a. den Einfluss von Nimodipin auf humane Neurone und Gliazellen untersuchen und klinische Untersuchungen zur Wirkung von Nimodipin in der progressiven Multiplen Sklerose initiieren.

Nimodipin
© AG Kürten

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